Hallo, hier ist Elisa!
Karin und ich schreiben im wöchentlichen Wechsel Blogbeiträge, und jedes Mal, wenn mein Termin kommt, denke ich dasselbe: Wie schnell die Zeit vergeht! Gerade habe ich einen Beitrag geschrieben und fühle mich ein wenig zufrieden – schon ist wieder meine Woche. Deshalb versuche ich, jeden Tag bewusst zu leben und Dinge zu tun, die mir wichtig sind, damit ich später keine Reue habe.
Währenddessen habe ich nun auch einen wichtigen Meilenstein erreicht: mein 30. Geburtstag – ein Drittel meines Lebens ist damit vorbei. Karin hat ebenfalls im Sommer Geburtstag, und da meine zweite Schwester aus Schweden zu Besuch in Wien war, konnten wir zusammen feiern. Übrigens: Diese zweite Schwester von mir ist ein absoluter Profi, wenn es ums Kuchenbacken geht! Ich hatte mir schon vorher fest vorgenommen, dass sie zum Geburtstag unbedingt einen Kuchen backen soll. Und wie immer kam sie mit voller Motivation, samt Backform und allem Zubehör für die Dekoration. Man merkt einfach den Unterschied, wenn jemand mit Herzblut dabei ist. Und hier ist das Ergebnis!


Sie nimmt sich normalerweise mehrere Tage Zeit für ihre Kuchen. Diesmal gab es zwar ein paar kleine Probleme mit den Zutaten, aber sie hat alles vom Boden über die Mousse bis zur Dekoration sorgfältig umgesetzt. Und es war, wie immer, unglaublich lecker!
Vor meinem 30. Geburtstag habe ich ein wenig über das Alter gejammert, aber zwischen 29 und 30 merkt man eigentlich keinen Unterschied. Das Wichtigste war, dass wir alle gemeinsam feiern konnten – das hat mich am meisten glücklich gemacht.
Jetzt aber zum eigentlichen Thema.
Wie Karin und ich bereits in unseren Vorstellungsblogs geschrieben haben: Wir wurden in Japan geboren und wuchsen dort auf – mit einem österreichischen Vater und einer japanischen Mutter. Heute ist es in Japan nicht mehr ungewöhnlich, „Hälse“ (Kinder mit Eltern unterschiedlicher Nationalität) zu sein, aber damals war unsere kleine Stadt sehr homogen. Es gab vielleicht zwei Familien mit ausländischem Hintergrund – das war alles.
Obwohl wir heute den Begriff „Hälse“ verwenden, sagten unsere Eltern immer: „Ihr seid nicht halb, ihr seid sowohl Österreicher als auch Japaner.“ Damals hatte ich gegenüber dem Wort „Halb“ sogar eine gewisse Abneigung. Früher habe ich oft widersprochen, heute sage ich es einfach selbst, weil es einfacher ist.
In unserer Familie sprechen beide Eltern Deutsch und Japanisch. Mein Vater spricht sehr gut Japanisch und arbeitet auch in Japan. Deshalb wuchsen wir Kinder fast ohne Berührung mit Deutsch auf. Damals fragte ich mich manchmal, warum unsere Eltern uns nicht bilingual erzogen haben. Heute denke ich: Es wäre sowieso unmöglich, beides perfekt zu können. Meistens beherrschen die Eltern die Sprache des einen Landes gut, und die Kinder lernen die andere Sprache im Alltag. Für uns war das in Ordnung – wir beherrschen Japanisch einwandfrei und haben in unserer Jugend durch Auslandsaufenthalte auch unsere zweite Sprache gut gelernt.
Ein weiterer Aspekt ist die Frage, die in der Pubertät aufkommt: „Wer bin ich eigentlich?“ In vielen europäischen Ländern ist Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt normal. Aber in Japan ist es etwas anders: Unsere Namen sind in Katakana, das Aussehen unterscheidet sich leicht von anderen – und plötzlich stellt man sich die Frage: „Wer bin ich? Welche Nationalität habe ich?“
Bei mir begann diese Phase einmal in der Mittelschule. Am schlimmsten fand ich den Englischunterricht: Mein Name in Katakana, mein Aussehen anders, und ich konnte nur Japanisch. Gleichzeitig erwarteten andere, dass ich als „Halb-Japanerin“ automatisch Englisch kann. Da dachte ich mir: „Ah, in Japan denkt man wohl, alle Ausländer sprechen Englisch.“
Die zweite Phase kam, als ich in Österreich eine Sprachschule besuchte. Ich hatte die österreichische Staatsbürgerschaft, doch es war schwer zu erklären, warum ich dort Deutsch lernen musste. Lehrer fragten indirekt: „Warum haben deine Eltern dich nicht bilingual erzogen?“ Da stellte ich mir die Frage: Bin ich Japanerin oder Österreicherin?
Diese Phase dauerte eine Weile, aber sie wurde für mich zu einer enormen Motivation, Deutsch perfekt zu lernen. Dank dieser Einstellung konnte ich schnell kommunizieren und auch später im Studium problemlos folgen.
Rückblickend hat mir die Erfahrung, nur Japanisch zu können und in zwei Kulturen aufzuwachsen, sehr geholfen. Jeder hat andere Herausforderungen, und vieles kann Außenstehende nicht nachvollziehen. Aber man kann Dinge immer aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Entscheidet man sich, „Ich bin anders“ oder „Ich bin besonders“ zu denken, verändert das die Zukunft. Wenn jemand sich selbst hinterfragt, wähle unbedingt die zweite Perspektive: „Ich bin besonders!“ – das wird euch guttun.
Zum Schluss noch ein kleiner Augenschmaus: ein wunderschöner Sonnenuntergang in Wien. 👀



コメント/Kommentare