Hallo ihr Lieben. Wie geht es euch? Hier ist Karin.
Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich das letzte Mal etwas geschrieben habe. Tatsächlich war ich mit meiner Familie für etwa drei Wochen in Japan. Einer der Hauptgründe für diese Reise war, meiner Großmutter unseren jüngsten Sohn, den Kleinen, vorzustellen. Doch leider verstarb meine Großmutter kurz nach seiner Geburt, und dieser Wunsch konnte nicht erfüllt werden. Ich hätte ihr so gerne den Kleinen gezeigt, auf den sie sich so sehr gefreut hatte. Es ist wohl etwas, das jeder schon einmal erlebt hat – und doch kann man nichts dagegen tun.
Im März ergab sich zudem die Gelegenheit, mich vom Haus meiner Großeltern zu verabschieden, das bald abgerissen werden sollte. Ich hatte das Glück, bei diesem letzten Abschied dabei sein zu können. Da ich selbst in meiner Kindheit einige Jahre mit meinen Großeltern in diesem Haus gelebt habe, war es ein bittersüßer Moment voller Wehmut. Doch ich bin dankbar, dass ich das Haus ein letztes Mal besuchen konnte, bevor es verschwindet.
Unsere Reise nach Japan hatte viele Gründe: Unter anderem feierten wir die Shichi-Go-San für den Großen und die Omiya-Mairi für den Kleinen. Die drei Wochen vergingen wie im Flug – so schnell, dass ich mich kaum an alle Details erinnern kann!
Shichi-Go-San („Sieben-Fünf-Drei“) ist ein traditionelles japanisches Fest, das am 15. November gefeiert wird. Es ist ein Übergangsritus für Kinder, bei dem dreijährige Mädchen und Jungen, fünfjährige Jungen und siebenjährige Mädchen für Gesundheit und ein langes Leben gesegnet werden. Familien besuchen dafür Schreine, und die Kinder tragen oft festliche, traditionelle Kleidung wie Kimonos.
Omiya-Mairi ist ein traditioneller japanischer Ritus, bei dem Neugeborene etwa 30 bis 100 Tage nach ihrer Geburt erstmals einen Shinto-Schrein besuchen. Die Familie bittet die Götter (Kami) um Gesundheit und Schutz für das Kind. Der Brauch markiert einen wichtigen Meilenstein im Leben des Babys und wird oft im Kreis der Familie gefeiert.
Wenn man mit zwei kleinen Kindern reist, wird eine Reise nach Japan zu einem regelrechten Umzug. Wir hatten sechs Koffer, zwei Handgepäckstücke, einen Kinderwagen, zwei Kinder und meinen Mann dabei. Im Winter wird das Ganze durch die vielen dicken Kleidungsstücke noch komplizierter. Die Reise war ein echter Kraftakt.
Zu allem Überfluss hatte unser Rückflug Verspätung, sodass wir unseren Anschlussflug in der Schweiz verpassten. Wusstet ihr, dass Flugzeuge nicht warten? Ich jedenfalls nicht! Wir waren geschockt. Irgendwie haben wir es trotzdem nach Wien zurückgeschafft, aber einer unserer Koffer blieb unterwegs verloren. Zum Glück verlief der 15-stündige Flug mit Zwischenstopp mit den Kindern sehr ruhig – sie waren entspannt und problemlos. Dafür erreichte meine eigene Erschöpfung ihren Höhepunkt, und seit unserer Rückkehr liege ich mit hohem Fieber flach. Ja, ich bin jetzt auch in meinen 40ern und sollte meine Kräfte nicht unterschätzen!
Nach dieser langen Einleitung komme ich endlich zum Hauptthema. Während dieser Reise habe ich einen „Winter“ erlebt, wie ich ihn noch nie zuvor in meiner Heimat am Fuße des Yatsugatake erlebt habe.
In Wien gab es diesen Winter so gut wie keinen Schnee, und auch in Japan dachte ich, dass der Winter vorbei sei – schließlich reisten wir Ende Februar bis März. Als wir in Tokio landeten, war das Wetter fast frühlingshaft. Doch kurz darauf begann ein echter Winter.


Habt ihr schon einmal von Klareis gehört? Ich jedenfalls nicht, bis ich dieses Naturphänomen zum ersten Mal erlebte. Es handelt sich um Regen, der bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt überkühlt ist und beim Aufprall auf Gegenstände gefriert. In unserem Zuhause im Wald waren alle Bäume von einer Eisschicht überzogen. Als die Sonne durch die vereisten Zweige schien, war der Anblick atemberaubend. Doch dann begann es zu schneien – und der Schnee türmte sich auf die vereisten Bäume.


Die Last aus Schnee und Eis war zu viel für viele Bäume, die reihenweise umstürzten. Auch auf unserem Grundstück stürzte nachts ein großer Baum um, zwei dicke Äste brachen ab. Am nächsten Tag waren sämtliche Wege, die von unserem Haus zu den asphaltierten Straßen führten, durch umgestürzte Bäume blockiert. Wir waren eingesperrt.



Der Große hatte noch nie so viel Schnee gesehen und war begeistert. Doch ich hatte große Angst, ihn im Garten spielen zu lassen, weil jederzeit ein Baum umstürzen könnte. Schließlich entschieden wir uns, in einem nahegelegenen Skigebiet ohne Bäume rodeln zu gehen. Trotz des heftigen Schneesturms hatte er dort die Zeit seines Lebens.
Ein weiteres Abenteuer war eine Fahrt nach Karuizawa, wo mein Vater ein Geschäft hat. Auf dem Rückweg begann es erneut stark zu schneien. Auf der Bergstraße kamen wir an stehengebliebenen Lastwagen vorbei, und bald steckten wir selbst im Stau fest. Noch schlimmer: Ein LKW rutschte in unsere Richtung. Vor Schreck machten wir sofort kehrt und versuchten eine andere Strecke – leider ohne Erfolg, da auch diese gesperrt war. Schließlich schlug ein Polizist vor, es über die Autobahn zu versuchen. Mit viel Glück fanden wir die nächste Einfahrt und erreichten unser Ziel nach sechs Stunden Fahrt – normalerweise dauert diese Strecke nur zwei Stunden!


Obwohl es nur drei Wochen waren, haben wir so viele intensive Erlebnisse gehabt, dass sie uns lange in Erinnerung bleiben werden. Trotz aller Herausforderungen sagte sogar mein Mann, dass dies unsere bisher beste Japanreise war. Warum das so ist, kann ich selbst nicht genau sagen – vielleicht gerade wegen all der besonderen Erfahrungen.
Es gab natürlich auch viele schöne Momente, die ich euch nächste Woche erzählen werde. Ich wünsche euch allen eine wunderbare Woche!


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