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Die bilinguale Erziehung 3

Hallo ihr Lieben. Hier ist Karin.

Der Februar ist angebrochen! Hier in Österreich habe ich das Gefühl, dass die Tage allmählich länger werden. Als ich noch in Japan lebte, habe ich die Veränderung der Tageslänge nie wirklich wahrgenommen. Doch seit ich in Österreich wohne, spüre ich es deutlich. Und mit den Jahren fällt mir der Winter immer schwerer… aber das ist wohl unvermeidlich.

Heute möchte ich das Thema aus meinem letzten Beitrag über die Entwicklung meines Kleinen fortsetzen und über Sprache sprechen – also der dritte Teil unserer bilingualen Erziehung. Ich freue mich, wenn ihr mich auf dieser Reise begleitet! Als ich letztes Jahr den zweiten Teil geschrieben habe, habe ich bereits kurz erwähnt, wie sich die Sprachfähigkeiten meines Kleinen entwickeln. Doch in den letzten vier bis fünf Monaten hat mich seine sprachliche Entwicklung so sehr überrascht, dass ich beschlossen habe, einen dritten Teil darüber zu schreiben.

Wie auch sein großer Bruder begann der Kleine um seinen ersten Geburtstag herum, unglaublich viel zu sprechen. Schon damals dachte ich, dass der Große früh dran war mit dem Sprechen, aber der Kleine übertrifft ihn noch einmal! Er hört sehr aufmerksam zu, wenn sein großer Bruder spricht, und ahmt ihn perfekt nach. Worte, die er einmal hört, spricht er garantiert mindestens einmal nach.

Angefangen hat es mit Körperteilen wie „Mimi“ (Ohr), „Meme“ (Auge) und „Ke“ (Haare). Dann kamen Tiernamen wie „Wanwan“ (Hund), „Iiyo“ (Esel) und „Pitchi“ (Vogel) hinzu. Auch Essen benennt er mit Worten wie „Ringon“ (Apfel), „Gukka“ (Gurke) und „Panpan“ (Brot). Bei Kleidung kennt er Begriffe wie „Boshi“ (Haube), „Pantschu“ (Unterhose) und „Tata“ (Socken). Zudem kann er Fahrzeuge benennen, z. B. „Auto“ „Hikouki“ (Flugzeug) und „Chuchu“ (Zug). Auch Adjektive beherrscht er, wie „Atsui“ (heiß), „Omooi“ (schwer) und „Samui“ (kalt). Daneben hat er auch Ausdrücke wie „Gochisou“ (danke für das Essen), „Ason“ (spielen) oder „Papa-Toroo“ (Paw Patrol) in seinem Repertoire. Obwohl er Japanisch, Deutsch und Babysprache mischt, versteht er die Bedeutung von über 100 Wörtern und kann sie korrekt anwenden.

Mit 1 Jahr und 2 Monaten brachte mir der Kleine seine Schuhe und sagte: „Kukku, Aku“ (Schuhe anziehen). Ich war ziemlich überrascht! Mittlerweile benutzt er immer häufiger Zwei-Wort-Sätze wie „Bo-ru, Ichatta“ (der Ball ist weggerollt) oder „Mikan, Hoshii“ (ich will eine Mandarine).

Gestern, als ich den Großen zum Kindergarten brachte, sagte der Kleine: „(Name des Großen) Ichatta, Yōchien“ ( (der Große) ist gegangen, Kindergarten). Ich fragte ihn: „Und wo gehst du jetzt hin?“ Daraufhin antwortete er: „Ooch.“ (nach Hause). Es ist so schön, sich mit einem Einjährigen zu unterhalten!

Obwohl der Kleine größtenteils korrekt spricht, entstehen manchmal lustige Wortkreationen. Einmal zeigte er auf das Bücherregal und sagte: „Kipuchu, Hoshii.“ Selbst ich als seine Mutter wusste nicht, was er meinte! Es stellte sich heraus, dass er mir verzweifelt zu verstehen geben wollte, dass er Pikachu wollte. Ich musste so lachen! Auch „Shonpyoon“ für „Chopin“ gehört zu den vielen süßen Missverständnissen, die einfach goldig sind.

Eine kleine Herausforderung gibt es allerdings: Er benutzt das Wort „Itai“ (schmerzhaft) viel zu oft – nicht nur, wenn er sich wirklich verletzt hat, sondern auch, wenn er möchte, dass jemand aus dem Weg geht oder wenn ihm etwas nicht gefällt. Jedes Mal erschrecke ich mich kurz! Das Wort „Kayui“ (juckend) verwendet er korrekt, aber „Itai“ ist für ihn ein Universalbegriff. Wenn er draußen laut „Itai!“ sagt, könnte man denken, dass ich ihm wehgetan habe… Da bin ich ehrlich gesagt froh, dass ich nicht in Japan bin.

Aber nicht nur der Kleine macht sprachliche Fortschritte – auch das Japanisch des Großen entwickelt sich weiter! Seit Ende letzten Jahres besucht er eine japanische Sprachgruppe, wo er einmal pro Woche Lesen, Schreiben, japanische Kultur und Basteln lernt. Bei der ersten Schnupperstunde hat er als sensibler Junge sofort geweint, weil er dachte, dass er Ärger bekommt, wenn er etwas falsch macht. Dabei hatte er doch noch gar nichts gelernt! Für mich als Erwachsene war das unverständlich, aber für ihn war diese neue Umgebung wahrscheinlich ein riesiger Stressfaktor. Er weinte so sehr, dass ich selbst in Panik geriet und vor lauter Aufregung meine Tasche im Klassenzimmer vergaß…

Doch inzwischen liebt er die Sprachgruppe! Auf dem Heimweg erzählt er begeistert auf Japanisch, was er gemacht hat und welche Bücher sie gelesen haben. Und jedes Mal fragt er mich: „Wie oft muss ich noch schlafen, bis wieder Sprachgruppe ist?“ Ich bin so froh, dass es ihm Spaß macht! Auch das Lesen und Schreiben von Hiragana klappt immer besser, und er ist richtig stolz darauf.

Gestern Abend, als ich den Kleinen ins Bett brachte, beschwerte sich der Große bei seinem Papa. Später fand ich heraus, dass er Pokémon auf YouTube schauen wollte – aber nur auf Japanisch! Da sein Papa kein Japanisch kann, hat er es ihm nicht erlaubt. Ich sagte: „Dann hättest du es doch auf Deutsch geschaut, bis Mama da ist.“ Doch er antwortete: „Aber auf Japanisch verstehe ich es besser.“ Das finde ich wirklich erstaunlich! Obwohl er in einer deutschen Umgebung aufwächst, ist Japanisch für ihn aktuell noch verständlicher.

Ich bin sehr gesprächig, daher macht es mich unglaublich glücklich, dass ich mich mit meinen Söhnen auf Japanisch unterhalten kann. Doch in letzter Zeit sehe ich immer wieder Beiträge in den sozialen Medien über „Double Limited“-Kinder – also Kinder, die keine der beiden Sprachen vollständig beherrschen. Das bringt mich schon zum Nachdenken. Es ist toll, zwei Sprachen zu sprechen, aber wenn man keine klare Muttersprache als Basis hat, könnte das in der Zukunft problematisch werden. Niemand weiß, was die Zukunft bringt, aber als Mutter wünsche ich mir natürlich, dass meine Kinder es später nicht schwer haben.

Nächste Woche ist Elisa dran mit ihrem Beitrag!

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この記事を書いた人/Autorin dieses Artikels

Lebt in Österreich, Mama von zwei Kindern um die 40. Arbeitet als Trainerin für Frauen mit Fokus auf Gesundheit in verschiedenen Lebensphasen – von Schwangerschaft bis Wechseljahre. Schreibt über Familie, Alltag und Frauengesundheit.

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